Die Fäden ziehen wir selbst
- eve
- Apr 2, 2023
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Updated: Apr 15, 2023
Wir leben hier in einer traumhaft schönen Natur, weitab von jeglicher Zivilisation. Oh, wie schön, werden Sie sich jetzt denken. Das ist es wirklich.
Bis zu dem Zeitpunkt, wo einem die Natur nicht mehr weiterhelfen kann. Das ist ein breites Spektrum an Dingen, wie Lebensmittel, Ersatzteile oder auch medizinische Belange. Was geht, nehmen wir selbst in die Hand, um nicht ins Auto steigen und im langsamen Strom der Touristen mit viel Geduld in die nächstgrößere Stadt fahren zu müssen. Da meine Mama lange Jahre im Krankenhaus arbeitete, war ich es als Kind gewöhnt, dass medizinische Eingriffe von Fachpersonal in den entsprechend ausgestatteten Räumen durchgeführt wurden. Und so war es für mich selbstverständlich, mich mit einer genähten Verletzung auf den Weg zum Arzt zu machen, um die Fäden entfernen zu lassen. Mein Mann fragte mich entgeistert: „Wo willst du denn hin? Wegen dem bissl Fäden brauchst du doch nicht so weit zu fahren. Das machen wir selbst.“ Gesagt, getan. Mittlerweile mache ich das bei mir selbst gleich direkt selbst, solange es eine Körperstelle ist, wo ich hinkomme. Die Ärztin weiß Bescheid, anstatt der Anweisung, kommen Sie in 10 Tagen wieder, kommt, in 10 Tagen können Sie die Fäden ziehen.
Im letzten Jahr hatte mein Mann einen schmerzlichen Bandscheibenvorfall. Vielleicht ist Ihnen die gängige Behandlung in solchen Fällen bekannt: „Epidurale Injektion:
Die Injektion erfolgt zwischen zwei Wirbelkörper. Es wird der Wirbelkanal aufgesucht und das Medikament dann ganz gezielt in den Wirbelkanal, genau an den Ort des Problems, gespritzt.“ Das Ganze passiert laut Internet „CT-gesteuert“. Nicht bei uns! Unser Orthopäde hat meinem Mann die Spritze auf seiner Wohnzimmercouch verpasst. Seine Praxis ist nämlich 45 Autominuten entfernt. In diesem Fall war ich zugegeben schon etwas nervös und sehr erleichtert, als er, glücklich und von seinem Schmerz befreit, unversehrt wieder aufgetaucht ist.
Bei unserem letzten Besuch bei meinen Eltern brachen mein Mann und mein Vater zu einer gemeinsamen Fahrradtour auf. Weit kamen sie nicht, bis mein Vater einen Schrottcontainer übersah und mit seinem Kinn ungebremst auf dem selbigen landete. Früher hätte meine Mama schon die Autoschlüssel in der Hand gehabt, wenn man Vater noch nicht mal die Schuhe gebunden hatte, um ihn ins Krankenhaus zu fahren. Ich traute meinen Ohren nicht, als sie meinen Mann fragte: „Schau dir das mal an. Was meinst du, müssen wir da fahren?“ Nach ausführlicher Begutachtung von Länge und Tiefe der Wunde kam das Ärzte-Team dann doch zu dem Schluss, dass wohl eine professionelle Naht unumgänglich sei.
Ich glaube, ich bewerbe mich bei Karl Lauterbach als betriebswirtschaftlicher Berater. Wir haben im Gesundheitswesen ein immenses und bis jetzt völlig außer Acht gelassenes Einsparpotenzial.
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