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Paris – die Stadt der Liebe...​

Diese Redewendung ist überall auf dieser Welt ein „geflügeltes Wort“. Nomen est Omen oder nur eine leere Worthülse? Das galt es herauszufinden! Und so machten wir uns voller Erwartungen auf den Weg – in die Stadt der Liebe. Wir, das sind unsere Tochter, meine Mama und ich. Wir haben uns vorgenommen, jedes Jahr eine neue Stadt zu erkunden und in diesem Jahr fiel die Wahl auf Paris.

Eigentlich fühle ich mich in Städten nicht sehr wohl, finde Kurztrips dahin ganz interessant, aber bin auch froh, wenn die Zeit um ist. Umso mehr erstaunte es mich, dass ich mich vom ersten Augenblick an gut aufgehoben fühlte. Paris war die erste Stadt, die nicht wie eine Stadt auf mich wirkte. An unserer Unterkunft angekommen, stellten wir fest, dass der Begriff „sauber“ ein dehnbarer ist. Unsere Oma kommentierte das so: „die Franzosen sind so, zur Zeit von Ludwig XVI. haben sie sich auch nicht gewaschen, nur gepudert!“ Ja dann, take it easy!

Am ersten Morgen fanden wir gleich in der Nähe unserer Bleibe ein wunderschönes „lieu de petit-déjeuner“. Wie backen die Franzosen diese unvergleichlichen Croissants... eines der großen Geheimnisse des Lebens. Ein erster Rundblick ließ auch noch den Blick auf den „Arc de Triomphe“ frei – Bonjour á Paris! Auch wenn es ein langweilig anmutendes Ritual ist, so ist es doch eine der besten Möglichkeiten sich einen ersten, umfassenden Überblick über die Stadt zu verschaffen – der „Hop-on-hop-off-Bus“. Und in Paris mit dem echten „Wow“-Faktor. Vom Triumph-Bogen aus durch wunderschöne Straßen mit wuchtigen Altbauten, eindrucksvollen Brücken und ganz vielen grünen Inseln direkt zum Eiffelturm, gleich danach vorbei am Louvre, durch die noblen Gegenden rund um die Oper und das Hotel Ritz, die Unterführung überquerend, wo seinerzeit Lady Diana bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. Das alles hörte unsere Oma mit dem einzigen In-ear-Kopfhörer, den wir ergattert hatten, um gleich alles eins zu eins lautstark an uns weiterzugeben. Vielleicht freuten sich auch noch ein paar andere Gäste im Bus mit uns... Der Kreis schloss sich auf der berühmten „Champs-Elysee“, am Triumph-Bogen verließen wir, tief beeindruckt von der gewaltigen Kulisse dieser Stadt, unseren Bus.

Für den Nachmittag hatten wir eine Fahrt auf den Eiffelturm gebucht, also nichts wie los! Unsere Oma wollte unbedingt alles „mitnehmen“ auf dieser Reise. So auch die Fahrt auf den Eiffelturm – trotz extremer Höhenangst! Die erste Etappe mit dem Lift war sehr entspannt, da wir sie in der Mitte der Menschenmenge positionierten und sie nicht nach draußen sah. Die Bewährungsprobe ließ allerdings nicht lange auf sich warten. An der „Mittelstation“ mussten wir den Lift wechseln und der Weg dahin führte auf einem schmalen Pfad direkt außen an der Brüstung entlang. Selbstverständlich bis oben hin vergittert, was aber die Höhenangst unserer Oma nicht beeindruckte. Jetzt war der Mut dahin! Im zweiten Lift stand sie kreidebleich und mit Todesangst im Gesicht vor uns. Die Angestellte, die den Lift begleitete, warf ihr einen wissenden und aufmunternden Blick zu. Daraus sprach: „nur Mut, du schaffst das!“ Und tatsächlich, oben angekommen nahm sie ihren ganzen restlichen Mut zusammen und umrundete mit uns die oberste Aussichtsplattform. Ein atemberaubender Blick auf die ganze Stadt wartete als Belohnung auf uns.

Der krönende Abschluss dieses ereignisreichen Tages war eine „romantische Bootsfahrt auf der Seine zum Sonnenuntergang“. Ein milder Sommerabend wie aus dem Bilderbuch, unbeschwerte Klänge aus dem Lautsprecher, zwei coole Barkeeper und der erste französische Champagner für unsere Tochter sorgten für den einzigartigen „summer-vibe“ in Paris! Flankiert von einem kleinen Motorboot mit einer Gruppe junger, feiernder Menschen an Bord wurden wir von unseren Träumen über die Seine getragen.

Paris könnte eigentlich auch den Zusatz „Stadt der Musik“ führen. An den Metrostationen, in der Metro, auf den Straßen, überall wurde man von den Klängen unterschiedlichster Musikrichtungen durch die Stadt begleitet. Ein Erlebnis werde ich nicht mehr vergessen. In der Metro spielte ein Musiker romantische Balladen, um danach in einem kleinen Becher Geld zu sammeln. Ein paar Münzen konnte er ergattern, viel war es nicht. Neben uns stand ein Obdachloser, sein ganzes Hab und Gut in einer Tasche dabei. Als der Musiker die Metro verließ, gab er dem Obdachlosen die Hälfte seiner Einnahmen. Gerührt von dieser Geste drückte ich dem alten Mann spontan einen 10-Euro-Schein in die Hand. Er verließ die Metro an der gleichen Station wie wir. Während wir von der Menschenmenge Richtung Ausgang geschoben wurden, konnte ich aus den Augenwinkeln noch erkennen, dass der Mann an der Seite stand und den Schein ehrfürchtig auf die Größe einer Briefmarke faltete, um ihn irgendwo an seinem Körper gut zu verstecken. Gerne würde ich seine Lebensgeschichte kennen, konnte ich ihm mit dem Geld seine Tage vielleicht ein bisschen erleichtern? Im selben Moment wurden wir schon an der Oberfläche der Metro ausgespuckt und das grelle Tageslicht riss mich aus meinen Gedanken...

Herzlich willkommen im Stadtviertel „Montmatre“ - wir fühlten uns eher auf die Insel Nassau versetzt. Über einer wild gestikulierenden Menge tiefschwarzer Menschen lag der Hauch von Piraterie. Von einem unbewussten Sicherheitsbedürfnis übermannt, versuchten wir, dieser Mischung so schnell wie möglich zu entkommen. In einer ruhigeren Gasse angekommen orientierten wir uns, denn wir wollten dahin, wohin es alle Touristen zog: zur Kirche Sacre Coeur de Montmatre. Wir hatten instinktiv den richtigen Weg eingeschlagen, oder anders gesagt: alle Wege führen zur Sacre Coeur! Nach unendlich vielen Stufen waren wir endlich am Ziel. Gesäumt von unzähligen Touristen stand sie da, ein prächtiger weißer Bau, der eine Erhabenheit und Eleganz ausstrahlte, die einen sofort in ihren Bann zog. Und einmal mehr stand auf der Treppe ein Schwarzer, der mit seiner Gitarre und einem leidenschaftlich gesungenen „Somewhere over the rainbow“ die Situation zu einem magischen Erlebnis werden ließ. Gerne hätte ich auch ihn nach seiner Lebensgeschichte gefragt... Wir ließen uns von der Menge über den Platz treiben, genossen die Aussicht auf die Stadt und machten uns am anderen Ende wieder auf den Weg nach unten. Durch die kleinen, künstlerisch angehauchten Gassen zogen Rauchschwaden. Vor der Metro-Station angekommen lüftete sich das Geheimnis, es roch sehr intensiv nach gebrannten oder eher verbrannten Mandeln. In der Metro war also alles o.k. und wir machten uns auf den Heimweg. Denn für den Abend hatten wir etwas ganz Besonderes geplant.

 

Sehr frühzeitig muss man reservieren, wenn man im legendären „Coco“ direkt an der Pariser Oper zu Abend essen möchte. Wie sich das für einen Mädels-Trip nach Paris gehört, wollten wir für diesen Abend in Sachen Schönheit nichts dem Zufall überlassen! Wohnraum in Paris ist teuer und begrenzt, was zur Folge hatte, dass das „Bad“ in unserer Unterkunft, einen halben Quadratmeter groß, nicht zuließ, sich vor dem Spiegel selbst um seine Haarpracht zu kümmern. Und so machten wir uns gegenseitig schön – wir fühlten uns wie beim Star-Coiffeur! In unseren schicken Kleidern und perfekt gestylt zogen wir auf dem Weg zu Fuß zur Metro die Blicke der Pariser Männerwelt auf uns. Manche würden es vielleicht als sexuelle Belästigung empfinden, wir nahmen es als Kompliment. Der Abend im Coco hielt, was er versprach! Ein professionelles Team an Kellnern, die trotz aller Professionalität sehr herzlich waren – wahrscheinlich spürten sie, dass wir diesen Abend, im Gegensatz zu vielen anderen Restaurantgästen, wirklich mit jeder Faser unseres Körpers genossen - das romantische Ambiente und ein unglaublich gutes Essen haben diesen Abend zu etwas ganz Besonderem werden lassen.

Für unseren letzten Morgen in der Stadt der Liebe hatten wir uns eine Jogging-Runde vom Eiffelturm entlang der Seine zum Louvre vorgenommen. „Frühmorgens“ um 9 Uhr sind in Paris nur die ganz Ehrgeizigen unterwegs, der Rest lässt bekanntermaßen noch den vorangegangenen Abend ausklingen. Eine Stadt der Frühaufsteher sieht anders aus! Selbstverständlich mussten wir auch dem Instagram- Fotospot, der „Rue de la Universite“ mit einem sensationellen Blick auf den Eiffelturm, einen Besuch abstatten. Wo sich tagsüber eine fröhliche, bunte Menschenmenge tummelt, waren wir um diese Zeit noch ganz allein und konnten nach Lust und Laune in aller Ruhe unsere Fotos schießen. Am Louvre angekommen, wartete schon eines der unzähligen „lieu de petit-dé jeuner“ und die legendären französischen Croissants zur Belohnung auf uns!

Nun war es Zeit, Abschied zu nehmen. Und? Nomen est Omen? Der aufmunternde Blick im Fahrstuhl, der Musiker, der mit dem Obachlosen seine wenigen Einnahmen teilt, der leidenschaftliche Sänger an der SacreCoeur. Es ist nicht die Stadt, es sind die Menschen, die aus Paris wirklich die Stadt der Liebe werden lassen!

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