Der Mythos echter Mann

Heute habe ich meinen Mann bei unserer dorfeigenen Kfz-Werkstatt abliefern müssen, da er seinen fahrbaren Untersatz nach erfolgreicher Reparatur wieder abholen musste.

Vor ebendieser stand bereits eine Traube „echter Männer“ – breitbeinig, alle in den Arbeitshosen des gleichen Herstellers, mit Drei-Tage-Bart, dreckverschmiert und verschwitzt – und mit diesem unvergleichlichen Gesichtsausdruck. Sie wissen schon, dieses leichte, zufriedene, ansatzweise überhebliche Grinsen, das einem unmissverständlich klar macht, wer sich hier auskennt, aber so was von! Ich musste schmunzeln.

Während ich meine Fahrt alleine fortsetzte, beschäftigte mich der Gedanke an den Mythos „echter Mann“. Warum haben sie so viel mehr Sexappeal als ihre blassen, dünnen, geschniegelten Anzugkollegen aus der Bank? Der Blick in die Evolutionsgeschichte musste mal wieder herhalten. Man war einfach besser dran mit einem kräftigen, schnellen, großgewachsenen Neandertaler, der täglich erfolgreich frisches Fleisch von der Jagd mit nach Hause brachte. Während der schmächtige Nachbar nur ein paar Früchte und Zweige im Gepäck hatte, weil er für die große Beute zu schwach und zu langsam war.

Auf die Gegenwart projiziert – wenn wir mit einer Autopanne am Straßenrand stehen oder daheim die Heizung ausfällt, hilft der dürre Banker einfach nicht weiter. Für die elementaren Probleme des Lebens braucht es immer noch den „echten Mann“. Geldanlage können wir selbst eh besser! Wenn dieser Mann zudem Tom Cruise heißt, ölverschmiert und verschwitzt mit seiner F-18 über den Bildschirm jagt und am Abend mit seinem durchtrainierten Körper, frisch geduscht, auch noch zum Frauenversteher wird, schmelzen die Frauenherzen dieser Welt in Sekundenschnelle dahin. Selbst die eingefleischtesten Feministinnen können sich dieser Magie nicht entziehen.

Also liebe Männer, habt ihr aufmerksam gelesen? Dann wisst ihr jetzt, was wir Frauen wollen. Ein kleiner Tipp am Rande: wenn ihr Eure Werkstatt verlasst und das Haus betretet, zieht die Schuhe am Eingang aus, am besten auch gleich die dreckige Hose und fasst im Haus nichts an, solange ihr Euch die Hände nicht gewaschen habt. Denn eines solltet ihr NIEMALS vergessen: wer der Chef am Lagerfeuer ist!