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Jäger trifft Sammlerin

  • Writer: eve
    eve
  • Apr 2, 2023
  • 3 min read

Updated: Apr 15, 2023

Zugegeben, die klassischen Geschlechterrollen sind – glücklicherweise – nicht mehr so starr wie noch vor einigen Jahren. Es gibt mittlerweile auch kochende, Windeln wechselnde Männer und Reifen wechselnde Frauen. Ein Segen für die Menschheit ist, dass mittlerweile auch die gleichgeschlechtliche Liebe als normal akzeptiert wird. Die Natur lässt sich nun mal nicht in ein „Schwarz-Weiß-Schema“ pressen.


Doch gestatten Sie mir heute den Blick auf die klassischen Protagonisten... Der Unterschied zwischen Mann und Frau bricht sich schon ab dem frühen Morgen seinen Bann. Ist der Mann in spätestens fünf Minuten fertig angezogen und parat für seinen Tag, muss man als Frau schon etwas mehr Hand anlegen. Selber schuld wird sich der ein oder andere männliche Leser jetzt schmunzelnd denken. Mag sein, aber sind sie in einer Bankfiliale schon einmal einer Frau in einer schwarzen Arbeiterlatzhose und mit kurz geschorenen Haaren begegnet? Wohl kaum. Selbst wenn die Frau das wollen würde, so spricht schon die Kleiderordnung desselbigen Unternehmens dagegen.

Wenn man das Glück hat, mit einem Handwerker verheiratet zu sein, braucht man sich um das Funktionieren der Technik im Haus keine Gedanken machen. Es kann allerdings passieren, dass man als Assistent für die diversen handwerklichen Arbeiten einspringen muss. So war kürzlich bei uns im Bad der Abfluss am Waschbecken verstopft und das Wasser bahnte sich seinen Weg vom Waschbecken direkt in die Badewanne. Kein Problem – für solche Situationen haben wir eine „Kanoiratz“ (für die hochdeutschen Leser: Abwasserrohrreinigungsgerät). Schnell war die „Kanoiratz“ einsatzbereit. Erst als ich schon längere Zeit beherzt die „Kanoiratz“ mit meinen bloßen Händen angefasst hatte, erfuhr ich nebenbei den tieferen Sinn hinter diesem Begriff. Ich holte mir Einweghandschuhe. So weit so gut. Auf die „Kanoiratz“ war Verlass. Mein Mann ist ein sehr gründlicher Vertreter seiner Zunft und spülte mit Leidenschaft die Rohre, hier noch ein bisserl und wenn wir schon drin sind, da auch noch, usw., usw. Und vergaß dabei Raum und Zeit. Nicht jedoch die Ehefrau! Zunehmend nervös schaute ich auf die Uhr. Es war Sonntagabend und es musste dringend das Abendessen zubereitet werden, damit unsere Tochter pünktlich ins Bett gehen konnte, am nächsten Tag musste sie ja schließlich ausgeschlafen zur Schule gehen. Und da zeigt er sich wieder, der Unterschied zwischen Jäger (fokussiert) und Sammlerin (stets die Gesamtsituation im Blick).

Wenn ein Mann abends noch einen Termin hat, beispielsweise den großen „Testosteron-Treff“ bei der Feuerwehrübung, erhält die Frau die Anweisung: heute bitte das Abendessen entsprechend früher als normal. Dieser Hinweis ist überflüssig, denn die Frau hat das bereits eingeplant und entsprechend terminiert. Besagte fünf Minuten vor Abreise entsteht Hektik – ausnahmsweise ist nicht die Arbeiterhose gefragt, sondern normale Kleidung. Und es geht los: „Wo hast du denn meine Hose hin geräumt? Hast du meinen Pullover gewaschen? Habe ich noch frische Socken?“ Eine Frau hat abends einen Termin, den sie schon Tage im Voraus im Kreise der Familie angekündigt hat. Frage des Mannes: „Warum essen wir denn heute schon so früh?“ Ah ja, da war doch was. Nachdem die Nahrungsaufnahme für die Ehefrau sehr kurz ausgefallen ist, hektisches Geklapper aus dem Bad – Mascara, Blush, Haarspray, Outfit. Sie wissen, was ich meine. Auf das Grinsen und den ironischen Kommentar „Pressierts?“ des männlichen Hausbewohners würde man in diesem Moment gerne verzichten.


Und dann wären da noch die Inhalte der Abendtermine. Die Feuerwehrübung mündet in einem lustigen Gespräch, meist verbunden mit ein, zwei oder mehreren Feierabendbieren. Die Mütter kommen vom Elternabend in der Schule nach Hause, bei dem gleich mehrere Probleme gleichzeitig gewälzt wurden. Alkohol Fehlanzeige. Wenn man Glück hatte, gab es ein Glas Leitungswasser, das nicht unbedingt zur Entspannung beitrug.

Liebe Männer, manchmal beneiden wir euch um eure Latzhosen, das fehlende Gefühl für Raum und Zeit und das Feierabendbier nach der Feuerwehrübung. Wenn ihr dreckverschmiert und mit schmerzendem Rücken von der Arbeit nach Hause kommt, sind wir froh um Mascara, Blush, Haarspray und langweilige Elternabende. Das Leben ist eben bunt!

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