Wahre Schönheit kommt von innen
- eve
- Apr 16, 2023
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Updated: May 4, 2023
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, meine Mitmenschen im Alltag zu beobachten. Kürzlich kam ich bei so einer Gelegenheit wieder einmal voll auf meine Kosten.
Wenn man einen weiblichen Teenager im Haus hat, steht, sobald sich die Gelegenheit ergibt, der Besuch einer Parfümerie auf der Tagesordnung. Und als Mutter ist man sehr leicht dazu zu überreden, sich als Begleitperson zur Verfügung zu stellen. Wir wohnen in einer landläufig als „privilegiert“ bezeichneten Gegend Oberbayerns.
Wobei „privilegiert“ für mich ein schwieriger Begriff ist. Wer den Film „Titanic“ kennt, weiß vielleicht um meine Bedenken. In besagtem Film auf besagtem Schiff wurde die „privilegierte“ Oberschicht als äußerst humorloser Personenkreis dargestellt, während die vermeintlich einfachen Menschen unter Deck jeden Abend einen Riesenspaß hatten und auch zwischenmenschlich leidenschaftlicher miteinander umgingen. Was „privilegiert“ letztlich bedeutet, zeigte sich mal wieder, als es um Leben und Tod ging...
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Vor einigen Wochen waren wir anlässlich des Jahreswechsels zum Familienbesuch im ländlichen Oberbayern. Die freie Zeit nutzten wir Frauen – Sie ahnen es - zum Besuch einer in der Nähe befindlichen Parfümerie. Während in unserer „privilegierten“ Gegend die Mitarbeiterinnen einer solchen stets perfekt gekleidet, selbstverständlich mit perfektem Makeup und dezenter Stimme unaufdringlich eine Beratung anbieten, erwartete uns hier ein äußerst interessantes Szenario. Die zwei „Beauty-Beraterinnen“ lehnten lässig an der Verkaufstheke um sich angeregt und laut miteinander zu unterhalten: „Host scho ghert, heid is a no da oide Papst gstorbn. Des war doch ein dermasenes Scheißjohr, des ko doch ab moign blos bessa wern.“ Auch die Optik der beiden war sehr interessant. Alle gängigen Fashion-Trends waren mit der gesamten Farbpalette, die der Laden zu bieten hatte, auf und an den Damen zusammengemixt. Das gab ein sehr heiteres Bild ab. Anstatt sich über die aktuellen Angebote der Kosmetikindustrie zu informieren, stimmten die Kundinnen munter in das Gespräch über den Tod des emeritierten Pontifex ein und es entspann sich eine Atmosphäre wie am Männerstammtisch. Draußen vor dem Laden zappelten ein paar einsame männliche Gestalten auf dem Gehsteig in der Kälte, um auf die holde Gattin zu warten: „Des Zeig huift doch eh nix, schau ́s doch oh, ah oanzige Foidn sans unsere Weiber. Warum muaß ma do bloß so lang braucha da drin.“ Ich finde, eine Bierbar mit Heizpilzen vor einer Parfümerie ist eine Marktlücke, die sicher guten Anklang finden würde. Wobei ich den wartenden Männern in gewisser Weise Recht geben muss. Gegen die Zeichen der Zeit ist bis jetzt noch kein Kraut gewachsen. Und doch verfallen auch die intelligentesten Frauen immer wieder den heißen Versprechen der Kosmetikindustrie. Woran das wohl liegt? Eines der letzten Rätsel der Menschheit...
Ich tröste mich zwischenzeitlich mit einem Zitat von Eckhart von Hirschhausen, der einmal sagte, er stecke lieber mit einer Frau mit tausend Lachfältchen im Aufzug fest, als mit einer makellosen, aber völlig humorlosen Schönheit. Heute habe ich zu diesem Thema zufällig auch noch einen Bericht über eine junge Frau gelesen. Sie träumte bereits als Kind von einer Model-Karriere, war aber immer schon etwas rund. Man sagte ihr damals, sie hätte durchaus Potential, müsste aber dringend abnehmen. Sie versuchte es auch und stellte sehr bald fest, dass sie dadurch nicht mehr sie selbst war. Kurzerhand hängte sie ihre Vorsätze an den Nagel, stieg nicht mehr auf die Waage, hörte fortan nur noch auf ihr Bauchgefühl und war, trotz unerfüllter Träume, glücklich.
Es ist eine segensreiche Entwicklung, dass sich die jungen Menschen heutzutage bewusster sind, dass das Leben bunt ist und die Menschen unterschiedlich sind. Und so setzt es sich immer mehr durch, dass man so akzeptiert wird, wie man ist. Man darf mit sich selbst zufrieden sein. Für das pummelige Mädchen von damals erfüllte sich übrigens der langgehegte Traum – sie arbeitet heute als „Plus-Size-Model“. Es war schon immer eine unverrückbare Tatsache und wird es immer bleiben:
Wahre Schönheit kommt von innen!
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