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Klimakrise - ja oder nein?

  • Autorenbild: eve
    eve
  • 30. Juli 2023
  • 3 Min. Lesezeit

-Dürfen wir noch guten Gewissens reisen-


Der Münchner Merkur titelte in seiner Ausgabe vom 02. Februar: „Klima-Kleber schwänzen Verhandlung und fliegen nach Bali“. Was war passiert? Zwei Klima-Aktivisten der Letzten Generation blockierten im September vergangenen Jahres eine Bundesstraße, indem sie sich darauf festklebten. Dafür hätten sich die beiden nun vor dem Amtsgericht Stuttgart verantworten müssen. Statt vor Gericht zu erscheinen, flog das Paar nach Bali. Nun wird Ihnen mitunter Doppelmoral vorgeworfen. Ein Sprecher der Letzten Generation betrachtet den Fall differenzierter: „Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten.“ Fast zeitgleich hat die Organisation „Extinction Rebellion“ angekündigt, vorübergehend von der öffentlichen Störung als eine der wichtigsten Aktionsformen abzurücken. Bedeutender sei es jetzt, verschiedene Gruppen der Gesellschaft einzubinden – statt sie auszugrenzen oder abzuschrecken. Anhand dieser teils konträren Entwicklung sieht man deutlich, wie brisant der Umgang mit dem radikalen Klimaprotest und mit dem Phänomen Klimawandel generell diskutiert wird.


Ich habe nicht das notwendige Fachwissen, um beurteilen zu können, ob wir auf eine menschengemachte Klimakrise zusteuern, ob die Wetterkapriolen schon die Vorboten sind oder ob wir angesichts der Dürrekatastrophen und Überschwemmungen, die die Welt heimsuchen, schon mittendrin sind und ob wir dieses Phänomen noch stoppen können. Diese Energie spare ich mir, ich beschränke meine Sicht auf die Dinge, die ich sicher weiß. Ganz sicher bin ich mir, dass ich meine Heimat und unsere schöne Natur liebe und dass ich auf keinen Fall will, dass dieses Idyll von Menschenhand zerstört wird. Ganz sicher weiß ich auch, dass es mir sehr nahe geht, wenn ich die Bilder von unterernährten Säuglingen in den Armen ihrer Mütter sehe, die aufgrund der vorherrschenden Dürre in ihrem Lebensumfeld nicht adäquat ernährt werden können und daran sterben. Zugleich treibt es mich um, dass Menschen unnötige Kriege führen und aufgrund unterschiedlicher kultureller Hintergründe nicht fähig sind, friedlich miteinander zu leben. Aktuell leiden ungefähr 800 Millionen Menschen auf unserem Planeten an Hunger. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und versuchen Sie sich vorzustellen, was das wirklich bedeutet. Die Hauptursachen für Hunger sind Kriege und das veränderte Klima. Soll ich mir da tatsächlich noch die Frage stellen, ob wir ein Problem haben. Oder sollte das nicht Antwort genug sein.


Damit wir auf unserem Planeten friedlich zusammenleben können, finde ich es wichtig, andere Kulturen kennen zu lernen, anders denkenden Menschen zu begegnen und sie zu verstehen, fremde Länder zu entdecken. Dadurch können wir unser eigenes Denken und Handeln mit dem nötigen Abstand betrachten und uns wieder neu justieren.


Während ich früher gedankenlos in ein Flugzeug gestiegen bin und voller Freude andere Länder bereist habe, mache ich mir mittlerweile oft Gedanken darüber, ob das noch richtig ist. Ich glaube, für uns Menschen ist es unverzichtbar, uns auszutauschen. Gerade für unsere junge Generation ist es doch notwendig, über den Tellerrand hinaus zu blicken und die Welt kennen zu lernen. Reisen bildet. Das war so und wird immer so bleiben. Und deshalb verstehe ich auch, dass junge Menschen für Klimaschutz protestieren und zugleich Sehnsucht nach der großen weiten Welt haben. Zugegeben, es ist ein sehr krasser Gegensatz und ihrem hehren Ziel nicht gerade dienlich, wenn sich Klimaaktivisten erst auf der Straße festkleben und vielfach Menschen massiv in ihrem Alltag behindern, die sicher nicht als Hauptverursacher des Klimaproblems ausgemacht werden können und sich danach fröhlich aufmachen nach Bali.


Doch wie können wir diesen gordischen Knoten zerschlagen? Wahrscheinlich gelingt uns das nur, wenn wirklich jeder Einzelne sein Verhalten kritisch hinterfragt. Es gibt Menschen mit wenig Handlungsspielraum und andere mit deutlich mehr Möglichkeiten. Es funktioniert nur, wenn wir unser Verhalten ehrlich und selbstkritisch auf den Prüfstand stellen. Und uns, gerade bei den Dingen, die wir gerne tun, auch einmal für „weniger ist mehr“ entscheiden. Die sozialen Medien und das ständige Posten der eigenen Aktivitäten verleiten uns oft dazu, unsere innere Stimme zu überhören. Da hatten wir als Kinder ein leichtes Leben. Wir waren alle zu Hause am Wochenende, keiner musste den anderen mit Erlebnissen übertrumpfen. Wir durften uns auch mal dem fröhlichen Nichtstun widmen und haben so unwissentlich dem „Burnout“, der mittlerweile auch schon erschreckend viele Kinder trifft, vorgebeugt. Aktivitäten wie Ausflüge und Urlaub waren wohl dosiert. Dadurch hatten wir auch Zeit, das Erlebte in Ruhe aufzuarbeiten und in unserer Erinnerung noch lange zu genießen.


Es wäre ein Anfang, uns wieder mehr darauf zu besinnen. Zugleich schützen wir unsere Umwelt, während wir uns selbst etwas Gutes tun. Aber das funktioniert nur, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, die Stimme unseres Körpers wahrnehmen und nicht unsere Außenwirkung in den Vordergrund stellen. Schicken wir doch die sozialen Medien mal in den Urlaub und genießen uns selbst – hier und jetzt wo wir gerade sind.


Gehen wir achtsam mit dem um, was wir uns in unserer „privilegierten Welt“ so leicht leisten können. Unser eigenes Ich und die Menschen, die auf unser Handeln angewiesen sind, danken es uns.




 
 
 

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